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Blech: Drehventil fest
(zu alt für eine Antwort)
Matthias Kohrs
2018-05-21 16:00:39 UTC
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Hi Folks!

Ich war auf dem Flohmarkt und habe mich mal wieder hinreissen lassen,
etwas Messingschrott zu erwerben, und zwar ein Althorn mit drei festen
Ventilen (Züge sind auch fest, das war ja fast klar).

Das Hausrezept: "Öl rein und einwirken lassen" hat für zwei davon
funktioniert, das erste ist immer noch fest. Zuletzt habe ich eine
Portion Öl durch die Schraubenlöcher des Anschlags injiziert, bisher
auch noch ohne Wirkung.

Meine Fragen dazu sind erstens: welches Öl? Ich bin ganz rustikal
vorgegangen und habe genommen, was mir zuerst in die Finger gefallen
ist: WD40 und Ballistol. Über Ballistol habe ich inzwischen gelesen, daß
das langfristig mit Messing reagiert, weil es alkalisch ist. Das werde
ich also demnächst wieder ausspülen. Was dann dafür rein? Ich habe noch
ein Fläschchen Hetmann-Öl (Nr.13, glaube ich), aber ich fürchte, daß ich
eine grössere Menge brauche.

Die zweite Frage ist die nach der weiteren Vorgehensweise. Deckel und
Flügel abschrauben und mit dem Schraubenziehergriff draufklopfen habe
ich schon versucht, mir schweben als nächstes diverse Experimente mit
Kältespray und Gasbrenner vor, das Instrument ist natürlich unlackiert.
Danach würde ich aus Rundmaterial eine Aluhülse für den Vierkant des
Wechsels anfertigen und da mit dem Hammer draufdreschen; bei dem
Gedanken habe ich aber schon etwas Zahnschmerzen.

Ja, der Blechblasinstrumentenbauer ist natürlich auch eine Option, der
darf dann später eh noch was dran löten. Für grössere Investitionen ist
das aber das falsche instrument.

CYA! Matthias
Juergen Ilse
2018-05-21 16:39:36 UTC
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Hallo,
Post by Matthias Kohrs
Ich war auf dem Flohmarkt und habe mich mal wieder hinreissen lassen,
etwas Messingschrott zu erwerben, und zwar ein Althorn mit drei festen
Ventilen (Züge sind auch fest, das war ja fast klar).
Das Hausrezept: "Öl rein und einwirken lassen" hat für zwei davon
funktioniert, das erste ist immer noch fest. Zuletzt habe ich eine
Portion Öl durch die Schraubenlöcher des Anschlags injiziert, bisher
auch noch ohne Wirkung.
Wenn ich es nicht auf Anhieb selbst hinbekomme, beisse ich lieber in den
sauren Apfel und lass den Instrumentenbauer ran ... Bei einem Amati
Fluegelhorn hat mich das mal 105,- EURO gekostet, aber ich habe das
nicht bereut (obwohl es eher fraglich war, wie lohnenswert dieses
Vorgehen war).
Post by Matthias Kohrs
Meine Fragen dazu sind erstens: welches Öl? Ich bin ganz rustikal
vorgegangen und habe genommen, was mir zuerst in die Finger gefallen
ist: WD40 und Ballistol. Über Ballistol habe ich inzwischen gelesen, daß
das langfristig mit Messing reagiert, weil es alkalisch ist. Das werde
ich also demnächst wieder ausspülen. Was dann dafür rein? Ich habe noch
ein Fläschchen Hetmann-Öl (Nr.13, glaube ich), aber ich fürchte, daß ich
eine grössere Menge brauche.
Ich wuerde Ventiloel nehmen, andere Oelsorten sind vermutlich zu dick-
fluessig, um ueberall hinzugelangen ...

Tschuess,
Juergen Ilse (***@usenet-verwaltung.de)
Matthias Kohrs
2018-05-21 22:04:41 UTC
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Post by Juergen Ilse
Post by Matthias Kohrs
Meine Fragen dazu sind erstens: welches Öl? Ich bin ganz rustikal
vorgegangen und habe genommen, was mir zuerst in die Finger gefallen
ist: WD40 und Ballistol. [...]
Ich wuerde Ventiloel nehmen, andere Oelsorten sind vermutlich zu dick-
fluessig, um ueberall hinzugelangen ...
Ventilöl, ja. Das ist ein weites Feld...

Ich habe mal die Drehventile meiner Russentuba mit einem bewährten und
sehr dünnflüssigen Ventilöl für Perinetventile geölt, das hat denen gar
nicht gutgetan. Schlagartig waren sie schwergängig und kratzten
vernehmlich. Gründliches durchspülen hat nur teilweise geholfen. Mit der
Zeit wurde es wieder besser, als ich alle Pflegeversuche eingestellt habe.

Das Hetman-Öl ist für Drehventile vorgesehen, allerdings nur für die
Lagerung der Zapfen und für die Gelenke. Dafür funktioniert es sehr gut.
An der Russentuba ist alles wurscht, weil überall "ausreichend" Spiel
ist; an meinem alten Bariton reduziert eine gründliche Ölung deutlich
die Klappergeräusche an den Kreuzgelenken.

Ich habe noch so verschiedene Ideen, einschließlich einer billigen
Schallzahnbürste, die ein Ölbad auf dem Sprengdeckel im wahrsten Sinne
des Wortes aufmischen könnte... von da ist es aber schon nicht mehr weit
zum Instrumentenbauer.

[eineinhalb Stunden später]

Und es bewegt sich doch.

Das ganze hat mir jetzt doch keine Ruhe gelassen, und ich habe vorhin
auf dem Balkon das Ventil ein Weilchen abwechselnd erhitzt und
abgekühlt, dann den Schraubdeckel mit (synthetischem Ventil-)Öl gefüllt,
das Instrument hingelegt und den Deckel druntergeschraubt, auf daß es
einwirken möge.

Und dann lag es so da, und ein Stück weiter lag die Rohrzange, und ich
hab mich gefragt, ob ich vielleicht soll, und dann hab ich mir gesagt,
vielleicht besser nicht, aber andererseits, wenn ich ganz vorsichtig
bin, nur ein bisschen, ein paar Lagen Papier dazwischen, daß ich mir
nicht alles vermacke, den Flügel in die Zange genommen ohne fest
zuzupacken wg. siehe gerade eben, hat sich da gerade was bewegt oder ist
nur das Papier durchgerutscht?

Nochmal angesetzt, nochmal geguckt, ob der Zangenkopf auch nicht mit der
Schubstange ins Gehege kommt, nochmal gehebelt, doch, jetzt sieht man
eindeutig, daß sich etwas bewegt hat. Ein Millimeter zurück, wieder zwei
vor, der Rest ging dann mit den Fingern. Es bewegt sich wieder über den
ganzen Bereich, hängt aber noch ein wenig; normal übers Druckwerk lässt
es sich noch nicht bewegen bzw. federt nicht ganz allein zurück. Das
wird aber noch.

CYA! Matthias
Juergen Ilse
2018-05-22 07:48:46 UTC
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Hallo,
Post by Matthias Kohrs
Ventilöl, ja. Das ist ein weites Feld...
Ich habe mal die Drehventile meiner Russentuba mit einem bewährten und
sehr dünnflüssigen Ventilöl für Perinetventile geölt, das hat denen gar
nicht gutgetan. Schlagartig waren sie schwergängig und kratzten
vernehmlich. Gründliches durchspülen hat nur teilweise geholfen. Mit der
Zeit wurde es wieder besser, als ich alle Pflegeversuche eingestellt habe.
Den Effkt hatte ich noch nicht (aber ich weiss jetzt nicht, ob ich jemals
spezielles duennfluessiges Oel fuer Perinet-Ventile angeschafft hatte ...
Post by Matthias Kohrs
Das Hetman-Öl ist für Drehventile vorgesehen, allerdings nur für die
Lagerung der Zapfen und für die Gelenke. Dafür funktioniert es sehr gut.
An der Russentuba ist alles wurscht, weil überall "ausreichend" Spiel
ist; an meinem alten Bariton reduziert eine gründliche Ölung deutlich
die Klappergeräusche an den Kreuzgelenken.
Fuer die aussenliegende Mechanik von Drehventilen wird AFAIK sehr viel
dickfluessigeres Oel verwendet, als fuer das Ventil-Innenleben (egal,
ob bei Perinet oder Drehventilen). Ich wuerde anderes Oel fuer das
"Innenleben" der Ventile verwenden ...
Post by Matthias Kohrs
Nochmal angesetzt, nochmal geguckt, ob der Zangenkopf auch nicht mit der
Schubstange ins Gehege kommt, nochmal gehebelt, doch, jetzt sieht man
eindeutig, daß sich etwas bewegt hat. Ein Millimeter zurück, wieder zwei
vor, der Rest ging dann mit den Fingern. Es bewegt sich wieder über den
ganzen Bereich, hängt aber noch ein wenig; normal übers Druckwerk lässt
es sich noch nicht bewegen bzw. federt nicht ganz allein zurück. Das
wird aber noch.
Na dann viel Erfolg.

Tschuess,
Juergen Ilse (***@usenet-verwaltung.de)
Matthias Kohrs
2018-05-23 06:24:36 UTC
Permalink
Post by Juergen Ilse
Fuer die aussenliegende Mechanik von Drehventilen wird AFAIK sehr viel
dickfluessigeres Oel verwendet, als fuer das Ventil-Innenleben (egal,
ob bei Perinet oder Drehventilen). Ich wuerde anderes Oel fuer das
"Innenleben" der Ventile verwenden ...
Es steht "bearing and linkage oil" drauf, und es wird für alte
Instrumente empfohlen. Für neue gibt's tatsächlich dünneres, und für
Klappenmechaniken usw. dickeres Öl vom gleichen Hersteller.

Der Augenschein zeigt allerdings, daß einigermassen regelmässig genutzte
Drehventilinstrumente durchaus auch jahrelang funktionieren, wenn sie
ausschließlich durch den entstandenen Biofilm geschmiert werden.

CYA! Matthias

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