Post by David KastrupPost by Erhard SchwenkPost by David Kastrupich versuche gerade, auf dem Akkordeon so zweistimmige
Weihnachtsliedsätze zu spielen, und da sind häufig so mehr oder weniger
Tonleitern in Terzparallelen.
Wie greift man sowas am geschicktesten?
Kommt drauf an :-)
Du hast 3 "klassische Terz-Griffe" sozusagen "in den Fingern": 1-3,
2-4, 3-5. Daraus kann man kombinieren, wobei man es möglichst
vermeidet, den Daumen auf schwarzen Tasten zu benutzen - da gibts
allerdings auch Ausnahmen. In Einzelfällen kann man zudem auch
spreizen, d.H. eine Terz mit zwei nebeneinanderliegenden Fingern
greifen, aber das ist eher selten.
Ja, sicher. Aber nach der dritten Terz in Folge muß es ja weitergehen.
Wie kommt man von 3-5 noch auf einen grünen Zweig dahinter? Und wenn
das nicht geht: wie vermeidet man, da erst hinzukommen?
Na indem man 3-5 nicht greift und immer schön 1-3 und 2-4 abwechselt,
während man die Hand immer ein bißchen weiter nach oben rückt.
Hint: werde Dir über die Freiheitsgrade Deines Handgelenks bewußt. Du
kannst nicht nur "rücken", sonder auch die Hand drehen!
Post by David KastrupPost by Erhard SchwenkPost by David KastrupNebenbei verknotet es mir das Hirn, zwei Notensysteme plus Akkorde
gleichzeitig zu lesen und zu spielen. Und es wird auch nicht viel
besser, wenn ich die zweite Stimme singe statt zu spielen... Aber
das ist wohl schlicht Gewöhnungssache.
Erst eine Hand üben, dann die andere, dann beide zusammen.
Lohnt nicht. Akkorde plus eine Stimme spiele ich so vom Blatt.[1] Das
sind ja nun Weihnachtslieder, keine Konzertsätze. Die Schwierigkeit
kommt erst, wenn ich zwei Notensysteme entweder in der rechten Hand
zusammenfasse (und die einzeln zu üben ist da vollkommen sinnfrei, eben
wegen Fingersatz) oder aber eines der Notensysteme singe und das andere
spiele. Und das ist wirklich ein mentales und kein spieltechnisches
Problem. Mit einem Auge die erste Stimme mit rechts zu spielen, mit dem
zweiten die zweite Stimme zu singen, mit dem dritten die Akkorde für
links mitzunehmen und mit dem vierten den aktuellen Text von sonstwo auf
der Seite abzugreifen...
Dann üb halt erst nur die rechte Hand und spiel dann die linke dazu,
wenn die sitzt. Trivial ist das nie.
Ein Grundhandwerkszeug an Fingersätzen ist allerdings sicher eine sehr
wertvolle Basis für sowas. Ich kann nur wärmstens empfehlen, sich das
anzueigenen.
Was auch hilft, sind fortgeschrittene Notenlesefähigkeiten, d.H.
Akkorde, Arpeggios, Tonleitern usw. auf einen Blick als solche erkennen
und nicht mehr als einzelne Töne. Ungefähr wie man beim Vorlesen eines
Buches ja auch nicht die Zeichen vorbuchstabiert, sondern in Wörtern,
Phrasen, Sätzen und Absätzen arbeitet.
Post by David KastrupDas hat schon was von dem berüchtigten Partiturspiel, nur daß ich dabei
nicht nur beim Lesen, sondern auch bei der Wiedergabe mit
unterschiedlichen Instrumenten hantiere.
Klar.
Post by David Kastrup[1] Ok, mit ein paar Ausnahmen. Inversionen (Baßton ist nicht Grundton)
und Wechselbaßverteilung bei Hemiolen ("Am Weihnachtsbaum die Lichter
brennen") erfordern tatsächlich Vorarbeit links.
Lern einfach die linke Hand wirklich auswendig, dann kannst Du Dich auf
die rechte konzentrieren. Oder umgekehrt.
Ich selbst habe die nicht allzu seltene Grundbegabung, einfache Lieder
"spontan" mit der linken Hand harmonisch begleiten zu können (also so
eine simple Subdominante-Dominante-Tonika-Begleitung, das konnte ich
schon recht früh als Kind auch wenn gar keine linke Hand notiert war).
Sowas kann in die Irre führen oder helfen, je nachdem - bei
Weihnachtsliedern hilfts meistens, weil ich zwar vielleicht nicht ganz
exakt spiele was da steht, aber es klingt zumindest für uneingeweihte
Zuhörer mal nicht offensichtlich falsch.
Meine Übestrategie für "simple" Sachen: erst auf die rechte Hand
konzentrieren, links "irgendwie" begleiten, Hauptsache es klingt richtig
und die Rhythmik stimmt - ich lese links also im Grunde nur die Rhythmik
und die Grundtöne, besonders schwierige Stellen übe ich explizit ein
paar mal durch. Wenn die rechte Hand sitzt, wird die linke mehr
detailliert und harmonisch erstmal "vereinfachte" Stellen wieder korrekt
eingearbeitet. Das funktioniert aber nur bei mir speziell so, YMMV.
Bei harmonisch nicht mehr so einfach gestrickten Geschichten wie den
"Akkordeon pur"-Heften von H.G. Kölz funktioniert das natürlich nicht
mehr. Da übe ich dann im Zweifelsfall wirklich explizit erstmal beide
Hände getrennt, zur Not bis ich sie auswendig kann, und füge dann zusammen.
--
Erhard Schwenk
Akkordeonjugend Baden-Württemberg - http://www.akkordeonjugend.de/
APAYA running System - http://www.apaya.net/