Discussion:
Einfach Klavier Spielen - Lerne das freie Klavierspielen
(zu alt für eine Antwort)
m***@gmail.com
2015-04-15 11:40:44 UTC
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"Was steckt hinter der Technik professioneller Keyboarder und Pianisten, die JEDEN Song"vom Blatt" oder sogar nach Gehör FREI spielen können?"
Lernen Sie eine Technik kennen, mit der Sie all das, was Sie bisher auf die Tasten gebracht haben, um 180° verwandeln in ein grooviges, "harmonisches", klangvolles und "freies" Klavierspiel!
Selbst absolute Laien haben nach diesem Konzept enorme Erfolge erzielt.

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Heiko Kürschner
2015-04-15 22:18:27 UTC
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Post by m***@gmail.com
"Was steckt hinter der Technik professioneller Keyboarder und Pianisten,
die JEDEN Song"vom Blatt" oder sogar nach Gehör FREI spielen können?"
Üben, üben, üben.
Dann entwickelt sich das von allein.
Post by m***@gmail.com
Lernen Sie eine Technik kennen, mit der Sie all das, was Sie bisher auf
die Tasten gebracht haben, um 180° verwandeln in ein grooviges,
"harmonisches", klangvolles und "freies" Klavierspiel! Selbst absolute
Laien haben nach diesem Konzept enorme Erfolge erzielt.
http://535941eegqg6jm0dw50b-ah3p6.hop.clickbank.net/
Achso, die wollen nur Geld verdienen. Und die, die nicht den steinigen Weg
gehen wollen, werden dann für viel Geld enttäuscht.

Ach, in Thorsten Schuchardt seine Seite. Seine Videos auf Youtube sind ja
nicht schlecht, aber man sollte sich nicht zuviel versprechen. Denn üben,
üben, üben (und dabei Gehörtraining) gehört da auch und immer noch dazu.


Gruß
Kürsche
Peter Sauter
2015-04-16 04:04:28 UTC
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Am 16.04.2015 um 00:18 schrieb Heiko Kürschner:
ien haben nach diesem Konzept enorme Erfolge erzielt.
Post by Heiko Kürschner
Post by m***@gmail.com
http://535941eegqg6jm0dw50b-ah3p6.hop.clickbank.net/
Achso, die wollen nur Geld verdienen. Und die, die nicht den steinigen Weg
gehen wollen, werden dann für viel Geld enttäuscht.
Ach, in Thorsten Schuchardt seine Seite. Seine Videos auf Youtube sind ja
nicht schlecht, aber man sollte sich nicht zuviel versprechen. Denn üben,
üben, üben (und dabei Gehörtraining) gehört da auch und immer noch dazu.
So ein Video nützt mir gar nichts, wenn ich z.b. einen Fehler beim üben
eines
neuen Stücks reingehauen habe, auf die mich mein Musikleher dann direkt
aufmerksam macht. Ein Video kann mir auch nicht den optimalen Fingersatz
bei einem konkreten Stück liefern oder direkte musikalischen Fragen
beantworten.
Martin Klaiber
2015-04-18 12:25:45 UTC
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Post by Heiko Kürschner
Post by m***@gmail.com
"Was steckt hinter der Technik professioneller Keyboarder und Pianisten,
die JEDEN Song"vom Blatt" oder sogar nach Gehör FREI spielen können?"
Üben, üben, üben.
Dann entwickelt sich das von allein.
Und wie entwickelt sich oder wie entwickelt man das Improvisieren oder
freie Spielen? Entwickelt sich das auch von allein? Mit freiem Spielen
meine ich nicht das "auswendige" Spielen vorher einstudierter Stücke,
sondern das Spielen ohne Vorlage, quasi "nach Gefühl".

Ich hatte als Jugendlicher einige Jahre Klavierunterricht und spielte
Musik von Bach, Albinoni, Diabelli, usw. Ich konnte in der Zeit zwar
alles vom Blatt spielen, aber wenn irgendwo ein Klavier stand und ich
etwas spielen sollte, war ich ohne Noten aufgeschmissen.

Ein bisschen was wusste ich zwar meist noch auswendig und ich hätte
natürlich auch etwas einstudieren können, aber freies Spielen ging
nicht. Ich saß vor der Klaviatur wie ein Analphabet vor einem leeren
Blatt Papier, das er beschreiben soll. Ich hatte im Unterricht zwar
Harmonielehre, für das freie Spielen hat mir das aber nichts genutzt.

Kann oder muss man freies Spielen/Improvisieren lernen oder entwickelt
sich das auch von allein, wenn man lange genug spielt/übt?

Verhindert das Spielen nach Noten vielleicht sogar die Fähigkeit des
Improvisierens/freien Spielens? Ich erinnere mich, wie meine Tochter
im Kindergartenalter erstmals auf ein Klavier "einhämmerte". Ich hätte
mich damals nicht getraut, so "falsch" zu spielen, der erste Gedanke
galt ja ohnehin erstmal der richtigen Sitzposition und Handhaltung,
während meine Tochter quasi auf der Klaviatur "herumturnte" und sich
das Klavier "eroberte".

Nach diesem Erlebnis kam mir der Gedanke, ob meine "klassische"
Klavierausbildung vielleicht dazu geführt hatte, dass ich zwar vom
Blatt spielen konnte, sonst aber nichts.

Oder war es eher so, dass ich noch nicht genug gelernt hatte, um frei
spielen zu können? Komponisten haben ja auch eine jahrelange Ausbildung
hinter sich. Meine Klavierlehrerin war übrigens auch Komponistin, ich
hatte mir mal eine Uraufführung von ihr angeschaut, ihre Musik ging in
Richtung Zwölftonmusik.

Diese ausschließliche Fähigkeit Musik zu "reproduzieren" belastete
mich übrigens durchaus. Ich konnte meiner Spontaneität keinen Ausdruck
verleihen und hatte auch gar nicht das Gefühl, ich könne Klavier
spielen, obwohl ich es, gemessen am üblichen Maßstab (also daran, nach
Noten spielen zu können) natürlich konnte. Ich weiß auch noch, dass
ich das meiner Klavierlehrerin mal geschildert hatte und sie durchaus
ein Ohr dafür hatte. Ihre Antwort weiß ich heute leider nicht mehr.

Das ist nun alles viele Jahre her, ich spiele nicht mehr Klavier,
habe auch keines mehr und das Ganze ist nicht mehr wichtig, aber wenn
jemand eine Meinung dazu hat, würde sie mich dennoch interessieren.

Gruß, Martin
Heiko Kürschner
2015-04-18 14:46:20 UTC
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Post by Martin Klaiber
Post by Heiko Kürschner
Post by m***@gmail.com
"Was steckt hinter der Technik professioneller Keyboarder und Pianisten,
die JEDEN Song"vom Blatt" oder sogar nach Gehör FREI spielen können?"
Üben, üben, üben.
Dann entwickelt sich das von allein.
Und wie entwickelt sich oder wie entwickelt man das Improvisieren oder
freie Spielen? Entwickelt sich das auch von allein?
Nun, das entscheided die Einstellung. ;-)
Ich habe viel Spaß dabei, so daß ich spielend Spielen lerne. D.h. nach den
Übungen (und Wissensererweiterung bzw. -vertiefung) lasse ich meiner
Fantasie freien Lauf. Klingt nicht immer schön, aber man entwickelt genau da
daß Gefühl fürs freie Spiel. Auch einfach bei fremden Liedern die einem
gefallen versuchen mal mitzuspielen. Bei einfach gestrickten Liedern geht
das ganz gut, die anderen fordern dich auf, deine Musiktheoriekenntnisse zu
vertiefen.
Hin und wieder nehme das sogar auf und entdecke im Nachhinein viele Fehler,
die ich das nächste mal besser machen kann.
Post by Martin Klaiber
Mit freiem Spielen
meine ich nicht das "auswendige" Spielen vorher einstudierter Stücke,
sondern das Spielen ohne Vorlage, quasi "nach Gefühl".
Klar. Sonst wäre es ja nur ein Vortragen des Stückes.
Post by Martin Klaiber
Ich hatte als Jugendlicher einige Jahre Klavierunterricht und spielte
Musik von Bach, Albinoni, Diabelli, usw. Ich konnte in der Zeit zwar
alles vom Blatt spielen, aber wenn irgendwo ein Klavier stand und ich
etwas spielen sollte, war ich ohne Noten aufgeschmissen.
Ich kann zwar Noten lesen (aber nicht danach spielen, also noch nicht [weil
ich es zu selten übe])
Post by Martin Klaiber
Ein bisschen was wusste ich zwar meist noch auswendig und ich hätte
natürlich auch etwas einstudieren können, aber freies Spielen ging
nicht. Ich saß vor der Klaviatur wie ein Analphabet vor einem leeren
Blatt Papier, das er beschreiben soll. Ich hatte im Unterricht zwar
Harmonielehre, für das freie Spielen hat mir das aber nichts genutzt.
Dann hattes Du einen schlechten Lehrer.
Post by Martin Klaiber
Kann oder muss man freies Spielen/Improvisieren lernen oder entwickelt
sich das auch von allein, wenn man lange genug spielt/übt?
Man muß es einfach wagen (erstmal allein, später mit Freunden, so dies
möglich ist)
Wichtig dabei Harmonielehre. Stufentheorie etc. Wichtig ist, welche Akkorde
gehören zur Tonart (bzw. auch der Charakter des Akkordes innerhalb der
Tonart) und welche Töne. Den Quintenzirkel sollte man mehr oder weniger im
Kopf haben. Evtl. noch die Position der Halbtonschritte.
Für mich ist z.B. 'Circle Of Fifths' hilfreich:
http://randscullard.com/CircleOfFifths/ (benötigt JavaScript)
Da habe ich die Töne der Tonleiter und dem entsprechend auch die 7
Hauptakkorde (wobei, Du solltest es durch die Vorzeichen her schon wissen)
mit tonalem Charakter.

Versuche erst mal nur mit einer Hand mitzuspielen. Egal ob Akkorde oder
Melodie zuerst. Ich persönlich nehme immer erst die Melodie, daraus ergibt
sich der Akkord fast zwangsläufig.
Post by Martin Klaiber
Verhindert das Spielen nach Noten vielleicht sogar die Fähigkeit des
Improvisierens/freien Spielens?
Jein. Nur wenn man nach dem Spiel nach Noten aufhört, weiter zu spielen.
Imho sollte man immer noch ein bischen Zeit in freies rumtollen aurf dem
Instrument anhängen. ;-)
Post by Martin Klaiber
Ich erinnere mich, wie meine Tochter
im Kindergartenalter erstmals auf ein Klavier "einhämmerte". Ich hätte
mich damals nicht getraut, so "falsch" zu spielen, der erste Gedanke
galt ja ohnehin erstmal der richtigen Sitzposition und Handhaltung,
während meine Tochter quasi auf der Klaviatur "herumturnte" und sich
das Klavier "eroberte".
Na, da ist ja das Interesse geweckt. Den Spieltrieb fördern und dabei sanft
(spielerisch) Haltung und Technik vermitteln.
Post by Martin Klaiber
Nach diesem Erlebnis kam mir der Gedanke, ob meine "klassische"
Klavierausbildung vielleicht dazu geführt hatte, dass ich zwar vom
Blatt spielen konnte, sonst aber nichts.
Das lag an Deinem Lehrer und an Dir bzw. Deiner Einstellung.
Am Lehrer, weil er es offensichtlich nicht für nötig hielt, freies Spiel zu
fördern. Z.b. ein Musikstück, das Dir gefiel, zu analysieren und
nachzuspielen, auch in einer andren Tonart, oder rhythmisch verändert. ...
An Dir, weil Du vermutlich nach den Übungen das Instrument Instrument hast
sein lassen. Vielleicht wolltest Du was anderes als Klavierunterricht und
hast deshalb Dich nicht über Dein Übungsspektrum hinaus mit dem Instrument
berschäftigt.
Post by Martin Klaiber
Oder war es eher so, dass ich noch nicht genug gelernt hatte, um frei
spielen zu können?
Das kann keiner am Anfang, auch nicht am Ende. Außer er/sie hat es einfach
probiert. Dabei sein bisher erworbenes Wissen angewandt und sich gesagt,
egal wie es klingt, ich mach erstmal.
Post by Martin Klaiber
Komponisten haben ja auch eine jahrelange Ausbildung
Nicht unbedingt. Sie haben sich aber mit Musik bzw. und mit ihrem Instrument
sehr beschäftigt. Manche lernen die Theorie aus der Theorie, manche durchs
spielen. Die theoretische Grundlagen haben, sind da allerdings im Vorteil.
Post by Martin Klaiber
Diese ausschließliche Fähigkeit Musik zu "reproduzieren" belastete
mich übrigens durchaus. Ich konnte meiner Spontaneität keinen Ausdruck
verleihen und hatte auch gar nicht das Gefühl, ich könne Klavier
spielen, obwohl ich es, gemessen am üblichen Maßstab (also daran, nach
Noten spielen zu können) natürlich konnte. Ich weiß auch noch, dass
ich das meiner Klavierlehrerin mal geschildert hatte und sie durchaus
ein Ohr dafür hatte. Ihre Antwort weiß ich heute leider nicht mehr.
Du hast noch Spaß an Musik selbst spielen? Dann nimm Dir den Quintenzirkel,
schließ Dich meinetwegen ein, verstaue die Notenblätter im Schrank, setze
Dich ans Instrument - ich bin traurig weil ich nicht frei spielen kann - Du
spielst mit der rechten Hand ein A, eine Sekunde höher das B (dt. H), dann
das C gleichzeitig mit der linken Hand einen A-Moll-Akkord, dann wieder das
B und dann ...

So, den Anfang hast Du und Du wirst sehen in kurzer Zeit spielst Du auch in
Dur.
Post by Martin Klaiber
Das ist nun alles viele Jahre her, ich spiele nicht mehr Klavier,
habe auch keines mehr und das Ganze ist nicht mehr wichtig, aber wenn
jemand eine Meinung dazu hat, würde sie mich dennoch interessieren.
Schade. Für Dich.
Post by Martin Klaiber
Gruß, Martin
Grüße
Kürsche
(spielt nicht sonderlich gut, selten was nach, aber mit Freude)
Peter Sauter
2015-04-19 06:54:00 UTC
Permalink
Post by Heiko Kürschner
Post by Martin Klaiber
Ein bisschen was wusste ich zwar meist noch auswendig und ich hätte
natürlich auch etwas einstudieren können, aber freies Spielen ging
nicht. Ich saß vor der Klaviatur wie ein Analphabet vor einem leeren
Blatt Papier, das er beschreiben soll. Ich hatte im Unterricht zwar
Harmonielehre, für das freie Spielen hat mir das aber nichts genutzt.
Dann hattes Du einen schlechten Lehrer.
Post by Martin Klaiber
Kann oder muss man freies Spielen/Improvisieren lernen oder entwickelt
sich das auch von allein, wenn man lange genug spielt/übt?
Man muß es einfach wagen (erstmal allein, später mit Freunden, so dies
möglich ist)
Wichtig dabei Harmonielehre. Stufentheorie etc. Wichtig ist, welche Akkorde
gehören zur Tonart (bzw. auch der Charakter des Akkordes innerhalb der
Tonart) und welche Töne. Den Quintenzirkel sollte man mehr oder weniger im
Kopf haben. Evtl. noch die Position der Halbtonschritte.
http://randscullard.com/CircleOfFifths/ (benötigt JavaScript)
Da habe ich die Töne der Tonleiter und dem entsprechend auch die 7
Hauptakkorde (wobei, Du solltest es durch die Vorzeichen her schon wissen)
mit tonalem Charakter.
Versuche erst mal nur mit einer Hand mitzuspielen. Egal ob Akkorde oder
Melodie zuerst. Ich persönlich nehme immer erst die Melodie, daraus ergibt
sich der Akkord fast zwangsläufig.
Stimmt die Harmonie-, Stufentheorien-, Quintenzirkeln helfen einem schon
sehr weiter bei der Auswahl der Tönen für eine improvisation. Soweit bin
ich z.b. noch nicht.

Mann kann sich auch erstmal an gelernten Stücken wagen und erstmal die
Lautstärke Betonungen varieren. Dann kann man sich an kleine Fillins
wagen oder die Tonlängen varieren (sowas mache ich ab und an bei einigen
einfacheren Übungstücken.)
Heiko Kürschner
2015-04-18 14:59:43 UTC
Permalink
Martin Klaiber schrieb:

Ich nochmal.
Post by Martin Klaiber
Verhindert das Spielen nach Noten vielleicht sogar die Fähigkeit des
Improvisierens/freien Spielens? Ich erinnere mich, wie meine Tochter
im Kindergartenalter erstmals auf ein Klavier "einhämmerte". Ich hätte
mich damals nicht getraut, so "falsch" zu spielen,
Das ist der Punkt. Das hat Dich vom freien Spiel abgehalten.
Post by Martin Klaiber
der erste Gedanke
galt ja ohnehin erstmal der richtigen Sitzposition und Handhaltung,
Hierzu fällt mir die Geschichte "Der Mann, der fliegen konnte" von Karel
Čapek ein. Eine wohl zeitlose Geschichte.

Grüße
Kürsche
Holger Marzen
2015-04-18 16:31:18 UTC
Permalink
Post by Martin Klaiber
Post by Heiko Kürschner
Post by m***@gmail.com
"Was steckt hinter der Technik professioneller Keyboarder und Pianisten,
die JEDEN Song"vom Blatt" oder sogar nach Gehör FREI spielen können?"
Üben, üben, üben.
Dann entwickelt sich das von allein.
Und wie entwickelt sich oder wie entwickelt man das Improvisieren oder
freie Spielen? Entwickelt sich das auch von allein? Mit freiem Spielen
meine ich nicht das "auswendige" Spielen vorher einstudierter Stücke,
sondern das Spielen ohne Vorlage, quasi "nach Gefühl".
Wäre es anmaßend zu sagen, dass es vom Talent abhängt?

Nicht ohne Grund gibt es Leute, die sehr gute Komponisten aber keine
besonders guten Spieler sind, und es gibt hervorragende Interpreten von
Weltruf, die nicht komponieren.
Ewald Pfau
2015-04-18 19:15:07 UTC
Permalink
Post by Martin Klaiber
Ich hatte als Jugendlicher einige Jahre Klavierunterricht und spielte
Musik von Bach, Albinoni, Diabelli, usw. Ich konnte in der Zeit zwar
alles vom Blatt spielen, aber wenn irgendwo ein Klavier stand und ich
etwas spielen sollte, war ich ohne Noten aufgeschmissen.
Ein neu aufgelegtes Stück spiele man, bis man es auswendig kann, dann fange
man mit dem Üben an, sprich, der Einübung in die Geläufigkeit und die
feineren interpretatorische Schliche. Es gibt so einen gewissen Punkt, ab
dem das Stück sich vor dem inneren Auge entfalten kann. Wenn man den
verpasst oder sich nicht darauf einlassen will, den Punkt zu finden, wird
das nichts. Ab so einem gewissen Zeitpunkt ist man oft genug durch das
Stück gegangen, dass man das Memorieren recht leicht zum Teil der weiteren
Übung machen kann. Der Unterschied, ob da Noten vor den Augen sind, oder
nicht, ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr sehr groß. Der Unterschied wird
erst dann wieder größer, wenn man es nicht über sich bringen will, die
Krücken einfach wegzulegen. Dann gewöhnt man sich wieder daran, dass man
sie braucht, und dann braucht man sie wirklich.

****
Post by Martin Klaiber
Ich hatte im Unterricht zwar Harmonielehre, für das freie Spielen hat mir
das aber nichts genutzt.
Kann oder muss man freies Spielen/Improvisieren lernen oder entwickelt
sich das auch von allein, wenn man lange genug spielt/übt?
Fragt sich wohl, was man unter improvisieren verstehen will.

Die beiden obigen Punkte korrelieren:

Was heißt das, wenn jemand sagt, er hat im Unterricht Harmonielehre gehabt?

Letzteres ist eine Nullaussage, ungefähr so beliebig, wie wenn man sagt,
jemand könne improvisieren.

Als Lockerungsübung, um aus dem lamdläufigen Gedankenbeton herauszukommen,
wird es hilfreich sein, die kulturhegemonialen Strukturen andeutungsweise
kurz durchzubuchstabieren, von denen man bei obigen beiden Fragen abhängig
ist.

Wenn hingegen jemand alleine nur dem Begriff Genüge tun will: ach, da
improvisiert jemand, ach, das will ich auch, dann kann man es auch bleiben
lassen - zumindest solange es offenbar reichlich gleichgültig ist, was
denn überhaupt musikalisch ausgedrückt sein soll.

****

Wenn man die Raster durchgeht, die landläufig als Bestandteil eines
kulturellen Selbstverständnisses gelten dürfen, so muss man wohl oder übel
auch deklarieren, in welchem der unterschiedlichen Raster man sich denn nun
aufgehoben, zu Hause, sieht.

Wenn dann jemand sich darauf versteifen will, alles, oder das am meisten
Fortgeschrittene, oder so jemand sonstwie mit Übermengen und Untermengen
herumchangiert, so trifft höchstwahrscheinlich wiederum dasselbe zu, als
wenn man nur einem Begriff Genüge tun will, oder, verschärft, man sich als
imperialer Usurpator sieht, dem alle kulturellen Strömungen zu Füße lägen.

Wenn man also entsprechend mit etwas harscheren Kriterien die Raster
durchgeht, die ein Zeitgenosse so in etwa aufgreifen kann, so schlüsselt
sich das mit dem Improvisieren und das mit dem zugrunde liegenden Handwerk
schon um einiges leichter auf.

****

Das über allem dominante Raster für den Zusammenhang hier rekrutiert sich
zunächst aus dem Selbstverständnis des mehrstimmigen Tonsatzes, als
Errungenschaft, die sich nach und nach aus Kunst des Kontrapunkts
entwickelte. Handwerklich war dieses Phänomen einer kulturellen Entwicklung
zugleich mit der Klassik-Epoche in etwa ausgereift.

In diesem Handwerk, im Rahmen dieses historischen Horizonts, kann man
hernach seitdem: üben, üben, üben.

Und nun, schon aus den intrikaten Vorschriften für die Simmfortschreitungen
im vierstimmigen Satz, dem Modellstück für das Handwerk, finden sich die
melodischen Folgen wie von selbst.

Und siehe da, es bietet das einfache Handwerk die Einladung zur unablässigen
Ausgestaltung, kleine Stückchen von Ideen rufen wie von selbst ihre
Fortschreibung hervor. Die kleine Erfindung und deren handwerkliche
Einbettung gehen Hand in Hand.

Ähnliches war auch in der Epoche eine Zeit zuvor mit der Kontrapunktik im
Generalbass schon angelegt, allerdings ist der Kontrapunkt weit weniger
zwingend für die handwerkliche Einbettung kleiner Ideen, letzteren muss also
viel stärker eine je exklusive Aussage mitgegeben werden.

****

Parallel dazu muss man nun die gesellschaftlichen Umschichtungen sehen. Im
weiteren Gefolge der Übernahme der politischen Macht durch Bürgerliche
änderten sich vor allem die Reproduktionsbedingungen auch im Kunstbetrieb,
was für die Musikausübung, wie für die Praxis in anderen Metiers, die viel
unnachsichtigere Ausbeutung der Ressourcen mit sich brachte.

Nun reicht es nicht mehr, handwerklich sauber den künstlerischen Ausdruck
unter die Leute zu bringen, die Künstlerexistenzen müssen in sagenhafter
Einmaligkeit sprießen, und sei es im übelsten Elend, als kennzeichnendem
Merkmal, das Material wiederum muss knarzen und sprühen, unter der
imperialen Fuchtel eines nun bezeichnend werdenden Genialitätskultes.

Eine kleine Idee, die sich unscheinbar in einen handwerklichen Kontext
einbetten möchte, hat nun als bescheidenes Anliegen etwas sozusagen
lächerliches an sich, wo rundum auf Exklusivitäten und Sensationen gewettet
wird. So färbt die Gestaltung auf den großen Bühnen auf die Erwartung
zurück.

Ach, und an den wesentlichen Krankeiten, die sich der Kunstbetrieb damals
zuzog, rein aus prinzipiellen Erwägungen, laborieren wir noch heute. Die
Exklusivitäten haben sich hin zu einem Warencharakter aller Erscheinungen
verschärft, aus dem Zirkus mit den Genialitäten ist ein Universalterror des
unviersellen Urheberanspruchs geworden.

Das Denken in Kategorien des Hegemonialen ist als Kolonialismus verfeinert
worden, und kaum dass man diesen Teufel loswerden hätte können, taucht er
als finanztechnischer Globalisierungsanspruch wieder auf.

****

Die einst feine Errungenschaft für den Tonsatz, die sich am schönsten im
vierstimmigen Satz versinnbildlicht, wurde auf eine Popkultur gestutzt,
sodass die kleine Idee, die sich vielleicht hätte fortspinnen wollen,
dermaßen schäbig und aller Sinnstiftung beraubt, eher nun als Beleidigung
für den Verstand aufzufassen ist, als dass man sich dem widmen möchte, mit
drei Standardakkorden und Schablonenschlagwerk im Vierviertel. Schon gar
ist das Terrain zugleich mit dem Abstecken von Claims vergiftet, sodass
garantiert irgendwo irgendein Troll einen Anspruch auf genau die Tonfolge
hat, die einem beiläufig gerade eingefallen wäre. Es hätte vielleich einmal
ein Liedlein sein können. Es ist nurmehr eine Zumutung.

****

Ja, da sind auch nochmal die Jährchen dazwischen, die endlos lange und
reichlich monotone Zeit, die insgesamt als Epoche der Moderne gelten soll,
dass ein musikalischer Ausdruck nun garantiert nurmehr als jeweils der
sagenhafte Aufguss von genialen Schöpfungen geduldet würde. Dass Menschen
einfach nur ihr Vermögen teilten, unbefangen und neugierig mit Musik zu
hantieren, ist so gesehen in weitem Umfang ziemlich vergiftet.

Nun, um diesen Werdegang aufzuschlüsseln, war der Sermon angesetzt.

So saßen sie brav dann alle an ihren Tasten, sonderlich auch die spezielle
Gattung der klavierspielenden höheren Töchter, und alle stets immer nur mit
dem Notenblatt vor der Nase.

Und doch ward dann noch einmal kurz eine Überraschung präsentiert, siehe da,
eine improvisierende Zunft im nachromantischen Fahrwasser, mit welcher der
Begriff der Improvisation vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg auch in
Europa in Beschlag genommen wurde - wenn es improvisiert ist, dann muss es
wohl ein Jazz sein.

Aber ach, es war ja dann doch wieder nur eine Fortschreibung des
kulturhegemonialen Trauerspiels, in dem Fall zusammen mit den Ergüssen von
Hollywood zur Geltendmachung eines Anspruchs auf Einzigartigkeit.

Der verfahrene Karren, was die Kunst der Improvisation nach den geänderten
Produktionsbedingungen in der Nachfolge des Klassik-Epoche verunmöglichte,
kehrte auf diesem Weg selbst als Methode der Ausbeutung auf der Ebene der
Begriffe wieder.

Dass im gleichen Sinn wie im Jazz auch in der arabischen oder der indischen
oder der balinesischen Kunstmusik improvisiert wird, ist bei solcher
Hochnäsigkeit schon nicht mehr der Rede wert.

Umgekehrt fallen auch diese Kulturen dem Sog anheim, wie das Handwerk der
Klassik-Epoche massiv verkitscht, reduziert und auf ein Vehikel für einfache
Ausbeutung getrimmt wurde. Vor einigen Jahren entsinne ich mich in
Chinarestaurants das unvermeidliche Gedudel zumindest aus dem Repertoire der
dortigen Musitradition vernommen zu haben. Was wurde daraus, in nur wenigen
Jahren? Dur/Moll und Vierviertel. Ha!

Also nochmals die Frage, andersherum: soll von Musik die Rede sein? oder
doch nur von in Begriffen gefassten Klischees? Wenn von Musik die Rede ist,
muss man sehr konkret von den Menschen sprechen, die sie machen und die sie
hören. Und das beginnt mit der Geschichtlichkeit der Situationen, in denen
sich die Menschen befinden, mitsamt all der Zumutungen und
Unzulänglichkeiten, denen die Leute ausgesetzt sind - und zunehemnd
ausgesetzt werden, sobald man die Schiene der Betrachtung abseits der
sterilen Verpackungen legt, mit denen eine heiles Museum von vermeintlicher
Lebendigkeit dne Leuten um die Ohren geschlagen wird.

Zur Zeit ist immer noch der Begriff Improvisation als kulturhegemoniales
Vehikel der Entfremdung unbrauchbar, oder er verweist in Zeiten, die nicht
mehr einholbar sind, dank der ausbeuterischen Epochen dazwischen.

Im Jazz gab es eine kurze Phase der Emanzipation von dieser Rolle des
einschlägigen kulturhegemonialen Vehikels - über eine kurze Zeit hätte man
zugleich auch von zeitgenössischer improvisierter Musik reden können. Es
ist aber sehr schnell wieder sehr still um diese Art von Deutungsmöglichkeit
geworden. Ich nehme das als Bestätigung meiner Darstellung.

Am besten, denke ich, man lässt die Begriffe Begriffe sein, prüft, ob das
Thema wirklich ein persönliches Anliegen ist, und wenn ja, nimmt man die
Knochenarbeit auf sich, dass man das mit Leben füllt, was einem vorschwebt,
irgendwo mitten durch den Stacheldrahtverhau des ziemlich irre gewordenen
Kulturbetriebs der Warenwirtschaftswelt, ihrer Ikonen (oder soll man sagen:
Mime-Generatoren?) und musealen Betonwüsten.
Ewald Pfau
2015-04-18 19:30:57 UTC
Permalink
nimmt man die Knochenarbeit auf sich, dass man das mit Leben füllt, was
einem vorschwebt, irgendwo mitten durch den Stacheldrahtverhau des
ziemlich irre gewordenen Kulturbetriebs der Warenwirtschaftswelt, ihrer
Ikonen (oder soll man sagen: Mime-Generatoren?) und musealen Betonwüsten.
äh, langsam sprechen: Meme-Generatoren
Sam Sung
2015-04-18 21:07:16 UTC
Permalink
Post by Martin Klaiber
Post by Heiko Kürschner
Post by m***@gmail.com
"Was steckt hinter der Technik professioneller Keyboarder und Pianisten,
die JEDEN Song"vom Blatt" oder sogar nach Gehör FREI spielen können?"
Üben, üben, üben.
Dann entwickelt sich das von allein.
Und wie entwickelt sich oder wie entwickelt man das Improvisieren oder
freie Spielen? Entwickelt sich das auch von allein? Mit freiem Spielen
meine ich nicht das "auswendige" Spielen vorher einstudierter Stücke,
sondern das Spielen ohne Vorlage, quasi "nach Gefühl".
Ich hatte als Jugendlicher einige Jahre Klavierunterricht und spielte
Musik von Bach, Albinoni, Diabelli, usw. Ich konnte in der Zeit zwar
alles vom Blatt spielen, aber wenn irgendwo ein Klavier stand und ich
etwas spielen sollte, war ich ohne Noten aufgeschmissen.
Ein bisschen was wusste ich zwar meist noch auswendig und ich hätte
natürlich auch etwas einstudieren können, aber freies Spielen ging
nicht. Ich saß vor der Klaviatur wie ein Analphabet vor einem leeren
Blatt Papier, das er beschreiben soll. Ich hatte im Unterricht zwar
Harmonielehre, für das freie Spielen hat mir das aber nichts genutzt.
Kann oder muss man freies Spielen/Improvisieren lernen oder entwickelt
sich das auch von allein, wenn man lange genug spielt/übt?
Verhindert das Spielen nach Noten vielleicht sogar die Fähigkeit des
Improvisierens/freien Spielens? Ich erinnere mich, wie meine Tochter
im Kindergartenalter erstmals auf ein Klavier "einhämmerte". Ich hätte
mich damals nicht getraut, so "falsch" zu spielen, der erste Gedanke
galt ja ohnehin erstmal der richtigen Sitzposition und Handhaltung,
während meine Tochter quasi auf der Klaviatur "herumturnte" und sich
das Klavier "eroberte".
Nach diesem Erlebnis kam mir der Gedanke, ob meine "klassische"
Klavierausbildung vielleicht dazu geführt hatte, dass ich zwar vom
Blatt spielen konnte, sonst aber nichts.
Oder war es eher so, dass ich noch nicht genug gelernt hatte, um frei
spielen zu können? Komponisten haben ja auch eine jahrelange Ausbildung
hinter sich. Meine Klavierlehrerin war übrigens auch Komponistin, ich
hatte mir mal eine Uraufführung von ihr angeschaut, ihre Musik ging in
Richtung Zwölftonmusik.
Diese ausschließliche Fähigkeit Musik zu "reproduzieren" belastete
mich übrigens durchaus. Ich konnte meiner Spontaneität keinen Ausdruck
verleihen und hatte auch gar nicht das Gefühl, ich könne Klavier
spielen, obwohl ich es, gemessen am üblichen Maßstab (also daran, nach
Noten spielen zu können) natürlich konnte. Ich weiß auch noch, dass
ich das meiner Klavierlehrerin mal geschildert hatte und sie durchaus
ein Ohr dafür hatte. Ihre Antwort weiß ich heute leider nicht mehr.
Das ist nun alles viele Jahre her, ich spiele nicht mehr Klavier,
habe auch keines mehr und das Ganze ist nicht mehr wichtig, aber wenn
jemand eine Meinung dazu hat, würde sie mich dennoch interessieren.
Gruß, Martin
Du ha(tte)st einfach nur das Nach-Noten-Spielen gelernt. Das ist wie,
wenn einer gelernt perfekt vorzulesen, aber nicht auch den Inhalt!

Das ist kein Schert - das ist bei den "alten Lateinern", die die
vielen Handschriften hergestellt haben: es gab welche, die Schreiben
konnten und nur das, es gab welche, die nur lesen konnten und nur das,
wie zBl der Pfarrer in jeder Kirche, und beides konnten dann eben
diejenigen wenigen, die dies alles in den Klostern gemanagt haben.

Du müsstest in dem Bild also Theologie studieren, so dass du frei
nach einem Text (das ist der jeweils gegenwärtige musikalische Raum
oder Stil) oder gar ohne alles (free jazz! ;) spielen könntest.
Sam Sung
2015-04-18 21:11:00 UTC
Permalink
Post by Martin Klaiber
Post by Heiko Kürschner
Post by m***@gmail.com
"Was steckt hinter der Technik professioneller Keyboarder und Pianisten,
die JEDEN Song"vom Blatt" oder sogar nach Gehör FREI spielen können?"
Üben, üben, üben.
Dann entwickelt sich das von allein.
Und wie entwickelt sich oder wie entwickelt man das Improvisieren oder
freie Spielen? Entwickelt sich das auch von allein? Mit freiem Spielen
meine ich nicht das "auswendige" Spielen vorher einstudierter Stücke,
sondern das Spielen ohne Vorlage, quasi "nach Gefühl".
Ich hatte als Jugendlicher einige Jahre Klavierunterricht und spielte
Musik von Bach, Albinoni, Diabelli, usw. Ich konnte in der Zeit zwar
alles vom Blatt spielen, aber wenn irgendwo ein Klavier stand und ich
etwas spielen sollte, war ich ohne Noten aufgeschmissen.
Ein bisschen was wusste ich zwar meist noch auswendig und ich hätte
natürlich auch etwas einstudieren können, aber freies Spielen ging
nicht. Ich saß vor der Klaviatur wie ein Analphabet vor einem leeren
Blatt Papier, das er beschreiben soll. Ich hatte im Unterricht zwar
Harmonielehre, für das freie Spielen hat mir das aber nichts genutzt.
Kann oder muss man freies Spielen/Improvisieren lernen oder entwickelt
sich das auch von allein, wenn man lange genug spielt/übt?
Verhindert das Spielen nach Noten vielleicht sogar die Fähigkeit des
Improvisierens/freien Spielens? Ich erinnere mich, wie meine Tochter
im Kindergartenalter erstmals auf ein Klavier "einhämmerte". Ich hätte
mich damals nicht getraut, so "falsch" zu spielen, der erste Gedanke
galt ja ohnehin erstmal der richtigen Sitzposition und Handhaltung,
während meine Tochter quasi auf der Klaviatur "herumturnte" und sich
das Klavier "eroberte".
Nach diesem Erlebnis kam mir der Gedanke, ob meine "klassische"
Klavierausbildung vielleicht dazu geführt hatte, dass ich zwar vom
Blatt spielen konnte, sonst aber nichts.
Oder war es eher so, dass ich noch nicht genug gelernt hatte, um frei
spielen zu können? Komponisten haben ja auch eine jahrelange Ausbildung
hinter sich. Meine Klavierlehrerin war übrigens auch Komponistin, ich
hatte mir mal eine Uraufführung von ihr angeschaut, ihre Musik ging in
Richtung Zwölftonmusik.
Diese ausschließliche Fähigkeit Musik zu "reproduzieren" belastete
mich übrigens durchaus. Ich konnte meiner Spontaneität keinen Ausdruck
verleihen und hatte auch gar nicht das Gefühl, ich könne Klavier
spielen, obwohl ich es, gemessen am üblichen Maßstab (also daran, nach
Noten spielen zu können) natürlich konnte. Ich weiß auch noch, dass
ich das meiner Klavierlehrerin mal geschildert hatte und sie durchaus
ein Ohr dafür hatte. Ihre Antwort weiß ich heute leider nicht mehr.
Das ist nun alles viele Jahre her, ich spiele nicht mehr Klavier,
habe auch keines mehr und das Ganze ist nicht mehr wichtig, aber wenn
jemand eine Meinung dazu hat, würde sie mich dennoch interessieren.
Gruß, Martin
Du ha(tte)st einfach nur das Nach-Noten-Spielen gelernt. Das ist
wie, wenn einer gelernt perfekt vorzulesen, aber nicht auch den
Inhalt zu verstehen, also auch, ihn zu interpretieren!

Das ist kein Scherz - das ist bei den "alten Lateinern", die die
vielen Handschriften hergestellt haben: es gab welche, die Schreiben
konnten und nur das, es gab welche, die nur lesen konnten und nur das,
wie zBl die Pfarrer in jeder Kirche, und beides konnten dann eben
diejenigen wenigen, die dies alles in den Klostern gemanagt haben.

Du müsstest in dem Bild also Theologie studieren, so dass du frei
nach einem Text (das ist der jeweils gegenwärtige musikalische Raum
oder Stil) oder gar ohne alles (free jazz! ;) spielen könntest.
Frank Hucklenbroich
2015-04-21 08:09:00 UTC
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Post by Martin Klaiber
Post by Heiko Kürschner
Post by m***@gmail.com
"Was steckt hinter der Technik professioneller Keyboarder und Pianisten,
die JEDEN Song"vom Blatt" oder sogar nach Gehör FREI spielen können?"
Üben, üben, üben.
Dann entwickelt sich das von allein.
Und wie entwickelt sich oder wie entwickelt man das Improvisieren oder
freie Spielen? Entwickelt sich das auch von allein? Mit freiem Spielen
meine ich nicht das "auswendige" Spielen vorher einstudierter Stücke,
sondern das Spielen ohne Vorlage, quasi "nach Gefühl".
Ich ahbe das damals gelernt. Ich hatte als Jugendlicher Gruppenunterricht,
mit zwei anderen Gleichaltrigen zusammen. Wir hatten damals einen ziemlich
guten Lehrer, der Profi-Musiker war (u.a. sang der im Botho-Lukas-Chor).

Der hat uns dann reihum improvisieren lassen, nach dem Motto "Du spielst
den Baß-Lauf, Du die Akkorde, und Du spielst jetzt ein Solo. Wir spielen
einen Blues, die fünf Töne hast Du zur Verfügung, mach mal!".

Dann wurde reihum gewechselt. Wir haben bei ihm damals das Standard-Werk
"Rock-Piano" durchgearbeitet, und ich habe da ziemlich viel gelernt, gerade
auch was das Spiel in einer Band angeht. Also auf die Mitmusiker hören,
sich auch mal zurücknehmen u.s.w..
Post by Martin Klaiber
Ich hatte als Jugendlicher einige Jahre Klavierunterricht und spielte
Musik von Bach, Albinoni, Diabelli, usw. Ich konnte in der Zeit zwar
alles vom Blatt spielen, aber wenn irgendwo ein Klavier stand und ich
etwas spielen sollte, war ich ohne Noten aufgeschmissen.
Bei mir war es genau umgekehrt, Noten waren für mich eher unliebsames
Mittel zum Zweck. Damit habe ich mir ein Stück erarbeitet, um es dann
später auswendig zu spielen.
Post by Martin Klaiber
Kann oder muss man freies Spielen/Improvisieren lernen oder entwickelt
sich das auch von allein, wenn man lange genug spielt/übt?
Ich denke, das muß man lernen. Man kann z.B. auch zu Aufnahmen mitspielen,
da lernt man auch viel. Ich habe das als Jugendlicher viel
gemacht-Lieblings-CD eingelegt und dazu mitgespielt. Sowohl mit Tasten als
auch später mit der Gitarre (da bin ich völliger Autodidakt, kann für die
Gitarre aber auch keine Noten lesen bzw. das nicht sinnvoll umsetzen).
Post by Martin Klaiber
Verhindert das Spielen nach Noten vielleicht sogar die Fähigkeit des
Improvisierens/freien Spielens? Ich erinnere mich, wie meine Tochter
im Kindergartenalter erstmals auf ein Klavier "einhämmerte". Ich hätte
mich damals nicht getraut, so "falsch" zu spielen, der erste Gedanke
galt ja ohnehin erstmal der richtigen Sitzposition und Handhaltung,
während meine Tochter quasi auf der Klaviatur "herumturnte" und sich
das Klavier "eroberte".
Nach diesem Erlebnis kam mir der Gedanke, ob meine "klassische"
Klavierausbildung vielleicht dazu geführt hatte, dass ich zwar vom
Blatt spielen konnte, sonst aber nichts.
Das kenne ich von vielen Musikern mit klassischer Ausbildung.
Post by Martin Klaiber
Oder war es eher so, dass ich noch nicht genug gelernt hatte, um frei
spielen zu können?
Frei spielen kann man lernen. Man muß dazu aber wissen, was man eigentlich
spielen will. Der Rest ist dann Technik.
Post by Martin Klaiber
Komponisten haben ja auch eine jahrelange Ausbildung
hinter sich. Meine Klavierlehrerin war übrigens auch Komponistin, ich
hatte mir mal eine Uraufführung von ihr angeschaut, ihre Musik ging in
Richtung Zwölftonmusik.
Bei der Zwölftonmusik wird z.T. nach mathematischen Mustern komponiert, das
ist nochmal eine ganz andere Baustelle.
Post by Martin Klaiber
Diese ausschließliche Fähigkeit Musik zu "reproduzieren" belastete
mich übrigens durchaus. Ich konnte meiner Spontaneität keinen Ausdruck
verleihen und hatte auch gar nicht das Gefühl, ich könne Klavier
spielen, obwohl ich es, gemessen am üblichen Maßstab (also daran, nach
Noten spielen zu können) natürlich konnte.
Das ist natürlich schade. Ich kann mich spontan an ein Klavier setzen und
irgendwelche jazzige Bar-Musik vor mich hinklimpern. Habe ich mal in einem
Zug von Hamburg nach Köln gemacht, da stand ein Klavier im Speisewagen und
der Wirt meinte, ich solle ruhig darauf spielen. Habe ich dann auch
gemacht, ist gut angekommen. Eine Dame fragte dann noch, ob es auf dem
Rückweg auch "Kulturprogramm" gäbe. Die dachte ernsthaft, ich wäre von der
Bahn engagiert gewesen. So ganz schlecht kann es also nicht gewesen sein
;-)

Und ich habe auch nur noch wenig Übung und spiele selten, aber das verlernt
man auch nicht.

Grüße,

Frank
Jörn Hänsch
2015-04-21 16:19:12 UTC
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Post by Frank Hucklenbroich
Post by Martin Klaiber
Kann oder muss man freies Spielen/Improvisieren lernen oder entwickelt
sich das auch von allein, wenn man lange genug spielt/übt?
Ich denke, das muß man lernen. Man kann z.B. auch zu Aufnahmen mitspielen,
da lernt man auch viel.
"Nachspielen nach dem Gehoer" ist genau so Reproduktion wie "Nachspielen
nach Noten".

Mit Improvisation hat das nichts zu tun.

Jörn



--- news://freenews.netfront.net/ - complaints: ***@netfront.net ---
Juergen Ilse
2015-04-21 17:04:58 UTC
Permalink
Hallo,
Post by Jörn Hänsch
Post by Frank Hucklenbroich
Post by Martin Klaiber
Kann oder muss man freies Spielen/Improvisieren lernen oder entwickelt
sich das auch von allein, wenn man lange genug spielt/übt?
Ich denke, das muß man lernen. Man kann z.B. auch zu Aufnahmen mitspielen,
da lernt man auch viel.
"Nachspielen nach dem Gehoer" ist genau so Reproduktion wie "Nachspielen
nach Noten".
Mit Improvisation hat das nichts zu tun.
Jein. Auf diese Weise (und etwas experimentieren mit "kleinen Abwand-
lungen" des Originals) kann man sich ein gewisses "Vokabular an Phrasen"
erarbeiten, aus dem man sich eine Basis fuer freie Improvisation zurecht-
legen kann. Man setzt dann je nach Bedarf aus diesen Phrasen (ggfs. mit
kleinen oder auch groesseren Abwandlungen) laengere Stuecke zusammen.
Das Ergebnis kommt dann irgendwann freier Improvisation schon sehr nahe
(zumindest ist das meine Meinung).

Tschuess,
Juergen ilse (***@usenet-verwaltung.de)
--
Ein Domainname ist nur ein Name, nicht mehr und nicht weniger.
Wer mehr hineininterpretiert, hat das Domain-Name-System nicht
verstanden.
Frank Hucklenbroich
2015-04-22 09:29:09 UTC
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Post by Jörn Hänsch
Post by Frank Hucklenbroich
Post by Martin Klaiber
Kann oder muss man freies Spielen/Improvisieren lernen oder entwickelt
sich das auch von allein, wenn man lange genug spielt/übt?
Ich denke, das muß man lernen. Man kann z.B. auch zu Aufnahmen mitspielen,
da lernt man auch viel.
"Nachspielen nach dem Gehoer" ist genau so Reproduktion wie "Nachspielen
nach Noten".
Ich meinte auch nicht "nachspielen" sondern "mitspielen". Also meinetwegen
zu einer Aufnahme einer klassischen Rockband eine Orgel oder ein Klavier
hinzufügen, das im Original gar nicht vorhanden ist. Nach dem Motto "was
würde ich spielen, wenn ich Keyboarder in dieser Band wäre". Also was paßt
harmonisch zu dem Stück, welche Noten/Akkorde kann ich spielen, um das
Stück zu begleiten, was "paßt". Je nachdem schreibt man sich dann auch noch
die Harmonien raus.

Und wenn man dann ein eigenes Solo einbaut, dann hat das schon mit
Improvisieren zu tun.

Grüße,

Frank
Stephan Zitzmann
2015-04-21 11:25:51 UTC
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Post by Martin Klaiber
Und wie entwickelt sich oder wie entwickelt man das Improvisieren oder
freie Spielen? Entwickelt sich das auch von allein? Mit freiem Spielen
meine ich nicht das "auswendige" Spielen vorher einstudierter Stücke,
sondern das Spielen ohne Vorlage, quasi "nach Gefühl".
Also Du musst dich einfach mal fragen, wie wäre es gelaufen, wenn man
dir in deiner Unterrichtszeit ein Angebot gemacht hätte, welches das
freie Spielen gefördert hätte?

Ich habe mich mal mit meinen Jazz- und Popkollegen darüber
unterhalten. Grundaussage, die meisten Schüler würden nicht wollen.
Einfach nach einer Vorlage nachspielen wäre ihnen lieber.

Obwohl Klassikhengst mache ich mit Schülern hie und da etwas in diese
Richtung und dabei stelle ich fest, auch wenn man wollen würde, würde
man in sehr vielen Fällen in der Vermittlung scheitern.

Es gibt Leute, dennen braucht man das Konzept der Dreiklangsbildung
über einer Tonleiter nur einmal erklären und aus irgendeinem Grund
können die das von selbst ohne große Probleme anwenden.

Den meisten muss man es aber eintrichtern. Dies ist aber so
zeitaufwendig, sodass der eigentliche Unterricht auf der Strecke
bleibt.

Es ist auch interessant, wenn ich die Kompositionsversuche meiner
Schüler über die Jahre vergleiche. Es ist erstaunlich, wie viel manche
sich unbewusst bei ihren Spielstücken abgesehen haben und wie blind
und taub wiederum andere durch diese Stücke geflogen sein müssen.

(Also Zweitklässler produzieren in ihren Erstversuchen musikalisch
sinnvolleres als mancher Spätpupertierende nach 10 Jahren Unterricht
mit Theoriekenntnissen.)

Daraus resultiert eine Situation, dass eine Mehrheit bei
Eigenkreationsversuchen Ergebnisse liefern, die demotivierend sind und
wenige Versuche, die zu weiteren Experimenten ermutigen.


Man hat das Problem, das der Unterricht nach reiner Lehre mehr
Unterrichtszeit und Übezeit braucht, als die meisten bereit sind zu
investieren. Das Ergebnis ist eine Beschränkung auf das vermeintlich
Wesentliche.

Die hoffnungsvollsten Schüler sind die, die von selbst damit anfangen
ohne auf den Lehrer zu warten.

Viele Grüße
Stephan
--
http://www.blog.gitarrenunterricht-frankfurt.de/
http://www.musiklehrer-fuer-musiklehrer.de/
Jörn Hänsch
2015-04-21 16:55:12 UTC
Permalink
Post by Martin Klaiber
Und wie entwickelt sich oder wie entwickelt man das Improvisieren oder
freie Spielen? Entwickelt sich das auch von allein? Mit freiem Spielen
meine ich nicht das "auswendige" Spielen vorher einstudierter Stücke,
sondern das Spielen ohne Vorlage, quasi "nach Gefühl".
Improvisation ist angewandte Musiktheorie - und das kann man lernen, ja :-)
Jeder Musikstil hat seine ureigenen Gestaltungsmittel:
Melodiegestaltung, Harmonik, Skalen, Rhytmik, Artikulation, Form,
Texturen, Struktur, Stimmfuehrung...
Je mehr man um diese Dinge und ihre Zusammenhaenge weiss, desto
ueberzeugender (und auch stilsicherer) wird das "freie Spiel".

Uebrigens: Improvisation geht sehr viel schematischer von sich, als die
meisten sich das vorstellen - voellig unabhaengig davon, ob man sich
diese Dinge jetzt bewusst eingepaukt oder intuitiv auf anderen Wegen in
sich aufgenommen hat.

Jörn


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Martin Froschauer
2015-04-25 06:12:22 UTC
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Post by Martin Klaiber
Kann oder muss man freies Spielen/Improvisieren lernen oder entwickelt
sich das auch von allein, wenn man lange genug spielt/übt?
da entwickelt sich nichts von alleine. Ich vergleiche das mal mit dem
Erlernen einer Sprache. Von welcher Sprache reden wir? Indische
Ragas*g*? Reden wir in dem Fall von Jazz. Jede Sprache hat ihre
Grammatik und ihren Wortschatz. Die Muttersprache wird erlernt, in dem
man sie von den Erwachsenen imitiert. Der Eingangskanal ist da ein
Oraler. Mit der Grammatik und dem Wortschatz machen wir uns als
Kleinkinder keinen Kopf. Wir lernen einfach durch Zuhören und
Nachmachen. Von den Erwachsenen (Eltern, Geschwistern) werden wir
korrigiert. Lernern wir in der Schule eine Fremdsprache, hat das viel
mit Papier zu tun*g*.

Zurueck zum Jazz. Von Seiner Herkunft her ist er aus der oralen Kultur.
D.H. der Jazz wurde durch Zuhören und Imitieren gelernt. Die wenigsten
Jazzmusiker konnten damals Noten lesen. Wie in der Sprache aus Worten,
bedeutungsvolle Sätze zu bilden, ist dies auch beim Jazz der Fall. Die
Grammatik des Jazz ist die harmonielehre. D.H. wenn ich mich mit Leuten
in einer Sprache unterhalten will, muss ich die Sprache (Wortschatz und
Grammatik beherschen) In der gesprochenen Sprache ist aber auch die
Betonung wichtig. Je nachdem wie gewisse Dinge ausgesprochen werden,
merkt man am Tonfall wie es gemeint ist. Dies gilt natuerlich auch für
die Musik, besonders für den Jazz. Da ist die Phrasierung hervor zu
heben. Dreh- und Angelpunkt ist die 6/8 Clave aus Afrika, aus dem sich
das Swing feel ableitet (David Becker Rhythmic Motifs for Comping and
Soloing; Fingerprint FP 8140).

Sigi Busch (Kontrabassist) gliedert in seinem Buch Improvisation im Jazz
in fünf Elemente welche eine Improvistation ausmachen: Melodie,
Harmonie, Rhythmus, Form und Klang. Mit jedem dieser Elemente
muss/sollte man sich ausgiebig auseinandersetzen.

Jeder Mensch lernt anders, und sollte sich den für ihn passenden
Eingangskanal (visuell, audio, verstehen, imitieren) bzw. Mischformen
suchen. Z.B. von der Schallpaltte spielen (machten ganze Herrscharen,
u.a. Wes Montgomery spielte Charlie Christian von der Platte nach),
Bücher, Videos.

Es geht nicht darum alle Skalen zu lernen und man kann Improvisieren*g*.
Es kommt auf den Zusammenhang an. Niemand der den Duden auswendig lernt,
wird vernünftig Deutsch sprechen, wenn er die gelernten Worte irgendwie
aneinander reiht.
Post by Martin Klaiber
Verhindert das Spielen nach Noten vielleicht sogar die Fähigkeit des
Improvisierens/freien Spielens?
das ist voelliger Unsinn. Das hat eher mit einer psychischen Blockade
etlicher Klassischer Musiker zu tun. Man muss musikalisch loslassen
können und sich was trauen. Jean Luc Ponty kam von der Klassik, Didier
Lockwood, Nigel Kennedy, Regina Carter ebenso. Um nur einige zu nennen.
Wenn der Klassiker sich traut kommt hochvirtuose Musik heraus, die sich
vor nichts zu verstecken braucht. Dass ein Klassiker keinen Blues
spielen kann, gehört in das das Reich der Mythen.

Harry Hirsch
2015-04-17 16:07:43 UTC
Permalink
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